Kurzbiographie
Editha Klipstein (Kiel 1880 – Laubach 1953), Malerin, Prosaschriftstellerin und Essayistin , entstammt sowohl mütterlicher- wie väterlicherseits hochangesehenen Gelehrtenfamilien Norddeutschlands (Schulz, Blass). Ihre Kindheit verbringt sie in Kiel und Halle. In der auf Einhaltung der Normen bedachten Atmosphäre eines gehobenen Bildungsbürgertums sucht ihre rege Phantasietätigkeit ein Ventil im Zeichnen und Malen sowie im exzessiven Lesen und Tagebuchschreiben. Zusammen mit einer Freundin lässt sie sich zur Malerin ausbilden, zunächst noch im Umfeld des Elternhauses in Halle, später dann in Berlin bei Lovis Corinth und in Paris bei Castellucho. Mit einer ersten Ausstellung in Halle verdient sie sich das Geld zu einer längeren Studienreise nach Spanien, wo sie beim Kopieren eines Gemäldes von Velasquez im Prado zu Madrid ihren späteren Ehemann, den Maler und Graphiker Felix Klipstein, kennenlernt. Eine kurze, glückvolle Zeitspanne lebt das Künstlerpaar in Segovia in Spanien.
1910, mit dreißig Jahren, sind die Wanderjahre der Jugend vorüber. Das junge Paar siedelt sich in Laubach in Oberhessen an, wohnt im sogenannten Klipsteinturm, Nachwuchs stellt sich ein, ein Sohn. Editha Klipstein hört mit dem Malen auf, glaubt das künstlerische Niveau ihres Mannes nie erreichen zu können, lässt es daher lieber ganz. Allerdings führt sie weiter Tagebuch und ist eine fleißige Briefschreiberin. Aus den Büchern, die sie liest, fertigt sie Exzerpte, verfasst kritische Reflexionen und Kommentare und arbeitet so unaufhörlich an der Ausformung ihrer ästhetischen Grundpositionen. Auf diese Weise erwirbt sie sich die literarischen Fertigkeiten, die sie später in die Lage versetzen, anspruchsvolle Essays und Romane zu verfassen.
Nach dem Ersten Weltkrieg verdirbt die Inflation ihr gesamtes kleines Vermögen, ein wirtschaftlicher Rückschlag, von dem sich der junge Hausstand nie mehr richtig erholen wird. Ersatz bietet das abwechslungsreiche und anspruchsvolle Niveau ihrer künstlerischen Existenz in einem einsamen Waldhaus auf dem Ramsberg oberhalb Laubachs. 1941 stirbt ihr der Mann, den sie um zwölf Jahre überlebt, zwölf einsame und entbehrungsreiche Jahre, in Zeiten einschneidendster gesellschaftlicher Ümbrüche und Veränderungen. Die politischen Verhältnisse während der Nazi-Zeit hatten ihr Schreiben in die Innere Emigration gezwungen, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs versucht sie noch einmal, auf literarischem Terrain Fuss zu fassen, doch die Entwicklung geht über ihren Kopf hinweg. Eine schwere, unheilbare Krankheit führt 1953, nach einer erfolglosen Operation, ihren Tod herbei.